Ein Vagabund in Galicien

Die Deutschen pilgern zu Tausenden auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Doch es gibt auch Vagabunden. Julius mit der Decke beispielsweise, den die Behörden nun in ein Zentrum einweisen wollten.

von Tobias Büscher

Er ist Ende 20, stammt aus Bornheim, trägt "eine stinkende, von der Originalfarbe her nicht mehr erkennbare Decke" (Tageszeitung Diario de Ferrol) und vagabundiert durch Nordwestspanien mit scheinbar unklarem Ziel.

"Julius" nennen ihn alle, und in Galicien ist er längst bekannt, sogar berüchtigt. Denn seine Notdurft verrichtet er immer dort, wo es gerade passt.

Durchaus auch schon mal mitten im Zentrum, was zu Protestanrufe der Anwohner bei der Polizei führt. Nach vier Jahren in A Coruña ist er vor wenigen Monaten in der Hafenstadt Ferrol angekommen, auf dem Küstenweg der Rías-Buchten.

Das Pilgerziel Santiago de Compostela scheint ihm dagegen bislang egal zu sein. Ein Original!

Stadt Ferrol prüft Julius Einweisung

Immer wieder ist der Deutsche auffällig geworden. Er soll mit einem Schiff gelandet sein und sich seither nie mehr gewaschen haben, trägt mehrere Plastiktüten, ausgetretene Turnschuhe und ist ansprechbar.

Bei einer medizinischen Untersuchung stellte sich jedenfalls heraus, dass Julius weiß was er tut, regelmäßig Geld aus Deutschland von seinem Vater bezieht, keine Almosen annimmt und wohl bereits in seiner Heimat schon mal länger durch die Gegend gezogen ist.

Derzeit prüfen Beamte in Ferrol, ob Julius wegen starker hygienischer Verwahrlosung in ein Heim gebracht und betreut werden kann.

Man, el alemán

Vor Jahren machte ein ganz anderer Fall in Galicien Schlagzeilen. Im Ort Camelle an der Todesküste hatte sich ein zotteliger, langhaariger dünner Herr namens Manfred Gnädiger nach einigen Irrwegen niedergelassen, zumeist gekleidet wie Jesus am Kreuz.

Die Anwohner nannten ihn "Man, el alemán". Seine Skulpturen, die er in einem kleinen Gehege am Meer aufstellte, sind schließlich berühmt geworden in Galicien.

Denn "Mans" Reich wurde nach der Ölkatastrophe vor Galicien im Jahr 2002 mit schwarzer Schicht überdeckt. Kurz darauf starb er - die Gründe sind bis heute unklar.